Der klingende Knast

Hecken gemeinsam grosse Kunst aus: Das Künstler-Duo Philip Barrels und Simone Keller. Bekannt auch als Duo ox&öl. | © Sascha Erni

Ein irrwitziges Projekt: Mehr als 80 Schüler und 10 Künstler wollen gemeinsam ein grosses Werk des amerikanischen Komponisten John Cage einstudieren. Und so ein altes Gefängnis zum Klingen bringen. Wie das gehen soll, erklärt die Pianistin Simone Keller.

Als der amerikanische Komponist John Cage (1912-1992) 1976 sein Werk „Apartment House 1776“ schrieb, hatte er vor allem eine Idee: 200 Jahre nach der amerikanischen Unabhängigkeit wollte er so etwas wie eine Ode an die Vielfalt komponieren. Er konstruierte dabei ein imaginäres Mehrfamilienhaus, das von einer Vielzahl musizierender Menschen bewohnt wird, die ganz verschiedene Musik spielen und singen, von Tanz- und Marschmusik bis zu sakralen Gesängen unterschiedlicher Religionen. Das gesamte Gebäude sollte klingen und die Zuhörer sollten ihre eigenen Komponisten werden, in dem sie sich frei durch das Haus bewegten und mal hier, mal dort einen Schnipsel Musik aufnahmen. In diesem Geiste wagt sich das Künstler-Kollektiv ox&öl an ein aussergewöhnliches Projekt, das am 15. und 16. März an verschiedenen Orten in der Komturei Tobel uraufgeführt wird. 10 Künstlerinnen und Künstler aus verschiedenen Disziplinen erarbeiten mit mehr als 80 Schülerinnen und Schülern der Sekundarschule Müllheim gewissermassen eine moderne Vision von Cages Komposition. Eine Woche lang dauern die Proben dafür, am Ende soll in dem Werks auch viel Platz für eigene Improvisationen und Kompositionen der Schüler bleiben. „Die Schüler sind das Projekt, John Cage ist die Inspiration“, fasst die aus Weinfelden stammende Pianistin Simone Keller den Rahmen von „Music of Cages“, so der offizielle Titel des Vorhabens, zusammen.